Der Mordfall “Schwarze Dahlie”

Es gibt Mordfälle, die bis heute eine ungebrochene Faszination ausüben. Sei es, weil sie extrem grausam waren, nie aufgeklärt wurden oder weil beides zutrifft. Auch der Mord an Elizabeth Short, die später wegen ihres Erscheinungsbildes den Beinamen »Schwarze Dahlie« erhielt, ist einer dieser Fälle.

Es gibt Mordfälle, die bis heute eine ungebrochene Faszination ausüben. Sei es, weil sie extrem grausam waren, nie aufgeklärt wurden oder weil beides zutrifft. Auch der Mord an Elizabeth Short, die später wegen ihres Erscheinungsbildes den Beinamen »Schwarze Dahlie« erhielt, ist einer dieser Fälle.

Fakten zum Mord an der »Schwarzen Dahlie«

Die 18-jährige Elizabeth Short folgte ihrem von der Familie getrennt lebenden Vater Ende des Jahres 1942 nach Kalifornien, um mit ihm zu leben. Schon bald kam es zu einem Zerwürfnis zwischen den beiden, Elizabeth zog aus und schlug sich mit diversen Jobs durchs Leben. Ihr großer Ehrgeiz war, Schauspielerin zu werden, doch der Weg dorthin war nicht leicht für eine junge Frau. Ihr Lebensstil war das, was man damals als »leichtfertig« bezeichnete: Sie hatte diverse männliche Freunde und trank Alkohol. Das berühmte Polizeifoto von ihr wurde aufgenommen, als man sie wegen Alkoholkonsums minderjährig verhaftete.

Am 9. Januar 1947 kehrte sie zusammen mit dem verheirateten Handlungsreisenden Robert »Red« Marley von einem Aufenthalt in San Diego nach Los Angeles zurück. Sie gab an, ihre Schwester im Biltmore Hotel treffen zu wollen, also setzte er sie angeblich dort ab. Angestellte des Hotels bezeugen, dass sie sich im Hotel aufhielt.

Sechs Tage später fand eine junge Mutter mit Kind die zerstückelte und nackte Leiche auf einem unbebauten Grundstück. Die Frau hielt den in zwei Teile geschnittenen Leichnam zunächst für eine Schaufensterpuppe, bevor sie die Polizei alarmierte.

Das Ergebnis der Autopsie zeigte, dass Elizabeth Short gefesselt und vermutlich auch vergewaltigt worden war. Ihr Geschlecht und ihre Brüste waren verstümmelt worden, und der Täter hatte ihr die Mundwinkel weit ins Gesicht hinein zu einem sogenannten »Glasgow Smile« aufgeschlitzt. Nach ihrem Tod war ihr Körper in der Körpermitte geteilt worden.

Ein Mythos entsteht

Schon in der ersten Zeit der Ermittlungen gab es Unmengen falscher Geständnisse und anonymer Briefe. Die Suche der Polizei lief ins Leere, obwohl es zahlreiche Verdächtige gab, allein schon aufgrund der, wie man es empfand, Promiskuität der Getöteten.

Die Presse schlachtete den Mord gründlich aus, und schnell taufte man Elizabeth Short aufgrund ihres schwarzen Haars und ihrer stets schwarzen Kleidung »Schwarze Dahlie«. Ihr Wunsch, sich in Hollywood einen Namen als Schauspielerin zu machen, und ihre Leichtlebigkeit trugen sicher zur Entstehung des Mythos bei, der selbst nach mehr als 60 Jahren immer noch existiert. Die Faszination für den grausigen Mord kann vielleicht nicht ganz mit dem Sog mithalten, den die Taten von Jack the Ripper entwickeln, aber in den USA ist der Mord an Elizabeth Short immer noch eines der Verbrechen, um das sich die meisten Legenden ranken. Als sexuell aktive und ausnehmend attraktive Frau, der auch Beziehungen zu Frauen nachgesagt wurden, uferten die Gerüchte immer mehr aus. Selbst der Zustand des Leichnams erfuhr im Laufe der Zeit weitere, zum Teil sehr grausige Veränderungen, die nicht im Autopsiebericht belegt sind.

Berühmt, berüchtigt und verdächtig

Da wird Orson Welles als Verdächtiger gehandelt, obwohl die junge Frau erwiesenermaßen trotz ihrer Ambitionen keinerlei Verbindung zu Hollywood hatte. Der Folksänger Woody Guthrie geriet unter Verdacht, als er einer Frau Zeitungsausschnitte und verstörende Mitteilungen sandte. Eine weitere Berühmtheit der 1940er Jahre, die als potenzieller Täter im Bewusstsein geblieben ist, war Bugsie Siegel. Wie in den anderen beiden Fällen, in denen

eine Berühmtheit der Tat verdächtigt wurde, gab es keinerlei Beweis, dass der jüdische Gangsterboss Elizabeth Short jemals kennengelernt hatte.

Selbst in den letzten Jahren gab es – auch dies eine Ähnlichkeit zu den Ripper-Morden – immer wieder sensationelle »Enthüllungen«. 1990 behauptete Janice Knowlton, sie habe ihren Vater George Knowlton bei der Ermordung von Elizabeth Short beobachtet. Gemeinsam mit einem Ghostwriter brachte sie ein Buch namens »Daddy Was The Black Dahlia Killer« heraus. Eine weitere ihrer Behauptungen war, dass das Los Angeles Police Department Teil einer Verschwörung war, die sich die Vertuschung zum Ziel gesetzt hatte.

Aber sie war nicht die Einzige, die einen toten Vater des Mordes anklagte und anschließend daraus Profit schlug. 2003 klagte Steve Hodelseinen Vater Dr. George Hill Hodel Jr. in dem Buch mit dem reißerischen Titel »Black Dahlia Avenger; A Genius for Murder« der Tat an. Es folgten weitere Veröffentlichungen, in denen Steve seinen Erzeuger auch noch zum »Zodiac Killer« erklärte.

Die Auswirkungen des Verbrechens reichen bis in die Gegenwart

Bis heute bleibt der Dahlienmord ein faszinierendes Rätsel, wie man an den zahlreichen Veröffentlichungen und künstlerischen Verfremdungen sieht. Unter all den Werken, die der Tod von Elizabeth Short hervorgebracht hat, ist das berühmteste sicher der Krimi von James Ellroy, der auch verfilmt wurde. Eines meiner ersten Computerspiele drehte sich um die Schwarze Dahlie und eine gigantische Naziverschwörung; sie hat einen Auftritt in der ersten Staffel von »American Horror Story«, und es gibt sogar eine Band, sie sich nach ihr benannte.

Und nun auch noch ein paranormaler Krimi – der »Fluch der Schwarzen Dahlie«

Für mich war es eine Gratwanderung, den Tod von Elizabeth Short als Ausgangspunkt für einen neuen Fall der Shifter Cops zu verwenden. Zum einen wollte ich mich nur ungern in die Reihen derer begeben, die sich an einem beispiellos grausamen Mord bereichern und zum Leichenfledderer werden; zum anderen war da diese Idee vom Geist der Schwarzen Dahlie, die mir einfach keine Ruhe mehr ließ.

Die schwierige Ausgangssituation wurde mir vom Dryas Verlag deutlich erleichtert, weil sich im Verlagsprogramm keine bluttriefenden Krimis finden und ich damit größtenteils auf die Auflistung der grausigen Details verzichten konnte. Das Gefühl, nicht die Sensationsgier der Leser zu befriedigen, sondern mit dem „Fluch der Schwarzen Dahlie“ eine eigene Geschichte zu erzählen, war der ausschlaggebende Punkt. Von allen Einzelheiten habe ich einzig diejenige verwendet, die in mir den größten Eindruck hinterlassen hat, nämlich das »Glasgow Smile«. Die Entstellung des Gesichts durch das an einen Horrorclown erinnernde künstliche Lächeln ist eines der Dinge, die mir als postume Verhöhnung von Elizabeth Short am deutlichsten im Gedächtnis geblieben ist.

Auch die Tatsache, dass nicht die Schwarze Dahlie, sondern Cara de Luca und der Shifter Cop Ryder Grey im Mittelpunkt des paranormalen Krimis stehen, machte mir das Schreiben leichter. Am Ende blieb aus all den Büchern über den Mordfall, die ich im Vorfeld gelesen habe, nur wenig, was im Roman Eingang fand. Da wäre beispielsweise das Gerücht, das L.A. Police Department sei durch und durch korrumpiert, aber auch die Frage nach der Weise, in der die Sexualität Elizabeth Shorts von ihrer Umwelt wahrgenommen wurde. Meine Hauptfigur Cara de Luca ist ein Sukkubus und ernährt sich von der Energie, die beim Sex freigesetzt wird. Daraus ergeben sich eine Menge Anknüpfungspunkte, beispielsweise die Frage danach, wie Cara selbst zu dieser Art der Ernährung steht oder wie sie von anderen Menschen und Paranormalen wahrgenommen wird.

Insbesondere die letzte Frage führte zu einem schwierigen Ende. Ich wollte Cara nicht das nehmen, was ein Teil ihres Wesens ist und was ihre Mutter, die Patin der paranormalen Mafia von L.A., schon lange praktiziert, nämlich Sex als Mittel zum Überleben. Andererseits war da Ryder Grey, der Shifter Cop und Werwolf. War seine Liebe zu Cara groß genug, um zuzusehen, wie sie mit anderen Männern schlief? Am Ende fand ich eine Lösung, die mich sehr zufriedenstellt, von der ich aber vermute, dass sie einigen Leserinnen nicht gefallen wird.

Und damit entlasse ich Sie aus meinem kleinen Bericht über den wahren Hintergrund zum paranormalen Krimi aus dem Dryas Verlag. Lassen Sie uns, den Dryas Verlag und mich, gerne wissen, wie Ihr ideales Ende aussieht und ob Sie mit dem, was meinem Kopf entsprang, zufrieden sind.

PS: Falls Sie nun neugierig geworden sind auf das kurze, traurige Leben von Elizabeth Short, habe ich hier noch eine Leseliste für Sie. Diese Auflistung gilt gleichzeitig als Quellenverzeichnis für diesen Artikel. Viel Vergnügen!

Der deutsche und der englische Wikipedia-Artikel sind gute Ausgangspunkte für einen ersten Überblick:

https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Short

https://en.wikipedia.org/wiki/Black_Dahlia

Sachbücher und Romane (und gelegentlich ein Mix aus beidem) in alphabetischer Reihenfolge

  • Eatwell, Piu: Black Dahlia, Red Rose: The Crime, Corruption, and Cover-Up of America’s Greatest Unsolved Murder
  • Ellroy, James: Die Schwarze Dahlie
  • Glaister, H.D.: Elegy to Elizabeth Short: The Black Dahlia’s Life, Death and Legacy
  • Harrington, Roger: BLACK DAHLIA: The Story of America’s Most Gruesome Murder
  • Hodel, Steve: Black Dahlia Avenger: A Genius For Murder: The True Story
  • Hodel, Steve: Most Evil: Avenger, Zodiac And The Further Serial Murders of Dr. George Hill Hodel
  • Knowlton, Janice: Daddy Was The Black Dahlia Killer: The Identity of America’s Most Notorious Serial Murder – at Last Revealed by Janice Knowlton
  • Wolfe, Don: The Black Dahlia Files: The Mob, The Mogul And The Murder That Transfixed Los Angeles

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